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Simion Solonar und sein Vater

Ebenfalls in der letzten Ausgabe der Verbandsnachrichten berichtete ich von dem schweren Brandunfall der Familie Solonar.
Nachdem es uns gelungen war, die beiden Kinder der Familie Gutu in den vergangenen zwei Jahren durch den Einsatz von ganz erheblichen Spendenbeträgen wieder am normalen menschlichen Leben teilhaben zu lassen, machte ich mir große Sorgen um das schwer verbrannte Kind Simion, aber auch um seinen später ausfindig gemachten schwer verletzten Vater.

Durch unsere Zusage der Hilfe und auch finanzielle Unterstützung gelang
es, beide soweit herzustellen, dass sie nach Hause entlassen werden
konnten. Dem Vater konnte trotz erheblicher Bedenken die rechte Hand erhalten werden. Er wird zeitlebens Schwerbehinderter bleiben. Das Kind mit seinen fünf Jahren ist schwer geschädigt. Starke Vernarbungen stellen sich ein, wobei ich hoffe, dass wir nicht in den Kreislauf gelangen, den die Kinder der Familie Gutu durchmachen mussten.

Seinerzeit sagte mir die Oberärztin des Mannheimer Klinikums für Kinder, dass man durch gezielte Behandlungsmöglichkeiten vorbeugen könne.
Bei meinem Oktoberbesuch in Mascauti, einem Ort im Grenzgebiet zu Transnistrien, also in der wilden Prärie, hatte ich zusammen mit Cristina Vater und Sohn besucht. Beide leben in einer ärmlichen, aber doch leidlich sauberen
Hütte. der Vater kümmert sich um das Kind. Simion wird nie wieder Haare auf dem Kopf haben.

Er sieht aus wie skalpiert, hat aber derzeit außer einem heftigen Juckreiz wegen der Vernarbungen keine Schmerzen. Er benötigt dringend Heilgymnastik, die wegen der großen Entfernung zu Chisinau und fehlender Transportmöglichkeiten fast nicht wahrgenommen wird.

Außerdem benötigt er dringend täglich Salben, um den Vernarbungen und dem Juckreiz vorzubeugen. Mit seinen Ellenbogen scheuert er den seitlichen Körper auf, was zu neuen Infektionen führt und entsprechend behandelt werden
muss.
Ich konnte den beiden eine schöne große Lammfelldecke einer Spenderin aus Gottmadingen mitbringen, die im Winter dringend notwendig ist. für Simion hatte ich ein kleines handgestricktes Puppenbettchen mit einem Püppchen
drin als Spielzeug mitgebracht, welches er staunend in Empfang nahm und damit zu spielen begann. diese Bettchen werden in liebevoller Art von einer älteren Dame aus Kressbronn gestrickt.
Simion hatte ich gebeten, sich weitgehend zu entkleiden, damit ich Aufnahmen machen konnte, mit denen ich hier genauere Angaben für die Heilung einholen
kann. Im Gespräch mit ihm und dem Vater erfuhr ich, dass das Kind und seine Kleidung durch die Explosion voll in Flammen stand, was nun auch durch die Bilder sichtbar wurde.

Derzeit suchen wir nach einer Patenschaft für den Jungen, da er sicher noch weitere medizinische Hilfe benötigt. Um ihn zu motivieren, selbst etwas gegen die Vernarbungen zu unternehmen, was bei einem Fünfjährigen nicht ernsthaft
zu erwarten ist, versprach ich ihm, zu Weihnachten ein von ihm so sehr gewünschtes Spielflugzeug zu bringen, wenn er bis dahin die Arme wieder vollständig, also nicht nur bis Schulterhöhe, heben könne. Cristina, unsere moldauische Mitarbeiterin, die selbst zwei Kleinkinder in ähnlichem Alter hat,
entwickelte eine für mich wohltuende Zuwendung und Wärme für den kleinen Jungen. Es muss für sie sehr schwer gewesen sein, diese Begegnung zu ertragen und zu verarbeiten. Meiner Erfahrung nach trennen sich hier oft die Wege zwischen mir und einer mitarbeitenden Person. So hart es klingt, diese Arbeit kann nur machen, wer die innere Einstellung zu Liebe den Mitmenschen gegenüber in sich trägt und die damit verbundene Last auf sich nehmen kann, ohne zusammenzubrechen.

Ich bin dankbar, in Cristina einen Menschen gefunden zu haben, der diese
Fähigkeit offenbar besitzt. Wir werden die Familie Solonar mit Kleidung und Nahrungsmitteln unterstützen, können jedoch auf Dauer weitere finanzielle Hilfen nicht leisten und sind damit auf viele Hände angewiesen.

Inzwischen konnten wir unser Versprechen einlösen und Simion das Flugzeug während der diesjährigen Lebensmittelverteilung persönlich überbringen. Christina hat für mich völlig unerwartet Simion spontan zum Weihnachtsfest aus der Klinik geholt und 2 Tage in ihre Familie hineingenommen. Für mich war das ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk.

Am 30 Dezember hatten wir Simion aus der Klinik abgeholt. Wir wurden durch ein moldauisches Fernsehteam aufgehalten, welches sich über das Schicksal von Simion und über unsere Arbeit in Moldau informieren wollte. Dadurch kamen wir erst als es schon dunkel war in Simions Zuhause an. Da dieses im Grenzgebiet zum völkerrechtlich nicht anerkannten Landesteil -Transnistrien- liegt, hatten wir wieder einmal Grenzschwierigkeiten mit dem dortigen Militär. Bei ihm Zuhause angekommen stellten wir fest das kein elektrischer Strom vorhanden war. Bei totaler Dunkelheit fanden wir im Licht unserer Scheinwerfer sein Elternhaus. Als wir klopften kam sein etwas älterer Bruder freudestrahlend heraus, presste ihn an sich und trug ihn ins Haus. Wir folgten nach und hatten große Orientierungsschwierigkeiten, da nur 2 Kerzen das Haus von innen erleuchteten. Im Schein des Kerzenlichtes packten Simion und sein Bruder das große MFOR-Lebensmittelpaket aus. Ich selbst konnte Aufnahmen nur mit Infrarotlicht machen.

Wir werden versuchen, diesen Kreislauf der furchtbaren Verstümmelung kleiner Kinder durch Verbrennungen auch auf anderer Ebene zu unterbrechen. Hierzu
bedarf es natürlich einiger Spenden und unseres Einwirkens auf moldauische
Medien, ich denke da an das Fernsehen. Es gibt einfach zu viele kleine Opfer! Auch hier werden wir einen „Runden Tisch“ veranlassen.

Ihr Dirk Hartig

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